Gegensätze
Leider trifft die Vorhersage zu und es regnet heute die ganze Strecke, zum Glück allerdings nicht sehr stark. Ich kann die Etappe also wie geplant durchziehen – als Plan B wäre der Abstieg nach Val d’Isere möglich gewesen, aber dann wäre ich halt raus aus dem Nationalpark.
Zunächst führt der Weg hoch zum Col du Palet, jetzt ist der Blick frei auf das riesige Skigebiet von Tignes und später auch auf Tignes selbst. Hier wird der Kontrast in unserer Bergwelt besonders krass spürbar: Auf der einen Seite des Cols heile Berg- und Berghüttenwelt, auf der anderen Seite Skigebietsindustrie in Reinform. Und ich kenne viele, die begeistert von den Pisten- und Freeride-Möglichkeiten hier berichtet haben. Immerhin macht der Grenzverlauf des Nationalparks einen Bogen um diesen Bereich.
Wenig begeistert sind die (Profi-?)Sportler, die auf dem Sportplatz von Tignes im Regen ihre Einheiten zur Saisonvorbereitung unter den scharfen englischen Kommandos des Athletiktrainers absolvieren. Den Trailrunnern wiederum scheint Regen und Matsch überhaupt nix auszumachen. Munter hüpfen sie die rutschigen Pfade herab.
Im Aufstieg zum Col de la Leisse wird es wieder einsam und die Landschaft karg und gleichzeitig abwechslungsreich mit sehr unterschiedlichen Gesteinsarten. Tiere lassen sich bei diesem Sauwetter allerdings nicht sehen, die haben sich in ihre Unterschlüpfe verzogen.
Auf dem 2.760 m hohen Col de la Leisse komme ich der Schneegrenze dann doch ziemlich nah – etwa 100-150 m höher liegt Schnee.
Unterwegs habe ich schon die beiden Waliser Chistiane und Nicole getroffen, die ich vom Refuge de Balme tarantaise kenne, jetzt kommt noch Franz aus der Dütschschwiz hinzu. Alle drei haben das Ziel, Ende September auf dem GR5 das Mittelmeer zu ereichen. Bis Modane haben wir den gleichen Weg.
Auch hier ist die kleine, einfache Hütte erstaunlich voll, eine Art Familiengruppe ist dabei – komisch, wo doch jetzt keine Ferien mehr sind?
Wieder gibt es kein Netz, immerhin konnte ich mich während des Tages kurz per Threema bei Cora melden. Bezüglich Wettervorhersage mussten die Guardiens herhalten, und das klingt nicht sehr optimistisch: Regen in der Nacht, weiterer Temperaturabfall, so dass dieser ab ca 5 Uhr in Schnee übergehen könnten. Das soll mit zwischenzeitlicher Schonung den ganzen Tag so weitergehen und könnte bis zu 30 cm Schnee bedeuten. Uff.











