Abbruch
Laut Plan sollte in der Überschrift als Ziel „Refuge d’Arpont“ stehen, aber daraus wird leider nichts. Zufällig musste ich ziemlich genau um 5 Uhr auf die Toilette, die ein paar Meter außerhalb des Schlafgebäudes (Dortoir) liegt. Und wie vorhergesagt schneite es leicht und auf dem Boden lag Matsch. Beim Aufstehen kurz vor 7 sind aus dem Matsch ein paar Zentimeter Schnee geworden. Mist – sonst ist das Wetter doch auch meist besser als die Vorhersage! Was tun? Auf Besserung bzw. eine Schonphase hoffen? Christiane, Nicolas und Franz beschließen zu starten und ich schließe mich ihnen nach etwas Zögern an. Dazu kommt für die ersten km noch Theo – er ist allein mit Zelt unterwegs und hat eigene Pläne, die ich aber nicht so genau kenne. Er wandert auch heute in kurzen Hosen und ohne Handschuhe. Hmm.
Der Schnee liegt glücklicherweise nicht so hoch, dass der Weg nicht mehr sichtbar ist. So kommen wir auf dem angenehm abfallenden Gelände ganz gut voran, außerdem nimmt der Schnee ab, je weiter wir nach unten kommen. Dafür werden wir im Schneeregen ziemlich durchnässt. Bei der Brücke, an der der Weg zum ersten Aufschwung Richtung Refuge d’Arpont abzweigt, liegt so gut wie keine Schnee mehr. Das macht Mut, auch wenn die Handschuhe inzwischen durch sind und die Finger klamm.
Wir schrauben uns jetzt bedächtig wieder 200 Hm nach oben, bei der Abzweigung zur Traverse auf 2.300 m liegt natürlich wieder Schnee und auch ein paar Windböen sind spürbar. Jetzt kommt allerdings Blockgelände: Der Weg ist trotz zweier darin liegender Trittspuren nur sehr schwer sichtbar und das Gehen auf den wackligen und vor allem rutschigen Steinen ist eine Herausforderung. Wir kommen extrem langsam voran, es ist saukalt und wir wissen, dass wir noch auf fast 2.600 m müssen, bevor es auf der anderen Seite zu Hütte runter geht.
Deshalb der Beschluss: Wir drehen um, die Risiken sind zu hoch. Wir steigen ab zur Brücke und gehen die 20 Minuten weiter hinab zum Refuge d’entre Deux Eaux. Die nassen Klamotten weg, in die Stube und Tee und Suppe für alle. Fast ein Paradies. Die Überlegungen – einzeln und gemeinsam – starten, wie es weiter gehen könnte. Ergebnis: Alle bleiben hier, morgen steigen wir voraussichtlich ins Tal nach Termignon ab, übermorgen zu Fuß oder per Bus nach Modane. Auf jeden Fall eine sichere Option, da auch morgen das Wetter eher schlecht bleiben soll.
Wie gut tut so eine heiße Dusche, trockene Kleidung und gar der Mittagsschlaf – Paradies Teil 2.
Gell, ihr habt’s gemerkt: viel Text bei den letzten beiden Artikeln – weil viel Zeit zum Schreiben 😀. Aber immer noch kein Netz zum Veröffentlichen, und vor allem auch kein Netz, um mich bei Cora zu melden. Ein einziges großes Funkloch, diese Gegend.



