Achtung: Heut kotz ich mal ein bisschen ab – hoffentlich zum ersten und einzigen Mal auf meinem gesamten Alpenbogen. Hatte ich mich gestern über viele Leute geärgert? Das war nur ein Vorgeschmack auf heute. In Gültstein gab es (ich glaube, inzwischen nicht mehr) jedes Jahr an Ostern den Volkswandertag, und es war wie oft bei solchen Volksfesten: Entweder du fliehst oder du machst mit. Ab und zu haben wir mitgemacht und irgendwie auch Spaß dabei gehabt. Heute habe ich mich ähnlich gefühlt, nur weniger schwäbisch und mehr amerikanisch. Es ist wirklich so, dass viele Menschen extra aus USA hierher kommen, um diese TMB Runde zu gehen.
Die Hüttenwirtin hat gestern ein paar Stilblüten erzählt (allgemein, nicht auf Nationalität beschränkt): Menschen, die trotz Reservierung bei ihr wieder weggegangen sind, weil sie keine Zimmer, sondern nur Lager hat. Menschen, die sie überzeugen musste, ihre Rucksackinhalte zu reduzieren, weil sie es sonst definitiv nicht packen. Es gibt auch viele organisierte Gruppen, die sich das Gepäck jede Etappe weitertransportieren lassen, teilweise mit sehr weiten Straßenstrecken. Es ist ja nicht so, dass man solche Aspekte nicht kennt – aber in diesem Ausmaß ist das für mich völlig neu. Sie sieht bei sich übrigens eine Art pädagogischen Auftrag, die Leute wenigstens in kleines bisschen dafür zu sensibilisieren, was sie da machen. Und sie ist definitiv NICHT der Typ mürrische Hüttenwirtin!
Irgendwie scheint sich das auf diesen West- und Südetappen noch viel mehr zu ballen als auf der Nordseite. Ich bin ja so froh, dass wir mit der MaMo-Tour noch ganz gut weggekommen sind, was diese Ballung an Menschen angeht. Übrigens ist es richtig heimelig in der Hütte, die nicht im offiziellen TMB Verzeichnis steht, nur 20 Plätze hat, von denen nur 9 belegt sind. 3 sind ohne Absage weggeblieben.
Noch was: Seit ich allein bin, ist der Kontakt zu anderen Wandernden plötzlich wieder intensiv. Und es sind ja überwiegend nette Menschen hier unterwegs, und es ist immer schön, sich nach einem oder auch zwei Tagen wieder zu treffen und auszutauschen.
Die erste Stunde geht es flach am Fluß entlang, und so langsam sammeln sich die Leute.Super: Ein geländegängiger R4 Hochdach, man beachte den Schnorchel für Flußdurchquerungen. Auf dem hinteren Schild steht ürigens „DERNIÈRES GLACES AVANT L’ITALIE“. Ich wusste gar nicht, dass es einen Eis-Konflikt gibt zwischen Frankreich und Italien.Notre Dame de la Gorge. Hier beginnt die Steigung und hierher fährt auch ein kostenloses Shuttle, damit man sich die ebene Strecke ersparen kann.Könnt ihr erkennen, mit welcher Geschwindigkeit die hier reingestochen sind? Die sind alle an mir vorbei gezogen.Das fordert mich heraus! Ich nehme den Contest an, werde nochmal ein bisschen langsamer und setze mir für heute das Ziel, ohne Pause bis zu Hütte zu laufen. Bei irgendeiner ihrer vielen Schnauf-, Trink- und Ess-Pausen werd ich sie kriegen. Und es macht richtig Spaß. Ich verspreche, das ist ein einmaliger Wettbewerbs-Ausrutscher.Das Gute am Langsamgehen: Es bleibt Zeit für die Umgebung. Hier der Blick zurück.Es kann sein, dass dies der letzte Blick ins MB Massiv ist. Aber ich kann mich erinnern, dass ich das beim Ortler auch mehrfach dachte.Dômes de Miage und Dôme du Goûter (Mein Trick inzwischen: Ich mache einen Screenshot beim Peakfinder, das hilft mir später, mich an die Bergnamen zu erinnern). Peter, du hast mich da drauf gebracht.Ein Blick ins westliche Hinterland.Das ist der Mont Pourri, und ich bin ziemlich sicher, dass er zu den Bergen gehört, die wir vom Refuge Prarayer gesehen haben. Peter, was meinsch?Ebenso wie diese.Punkt 12 bin ich über dem Refuge de la Croix du Bonhomme, meinem Tagesziel. Und ich hab sie unterwegs gepackt. Nicht alle, aber die meisten… Die Hütte hat zwar über 100 Plätze, aber ich finde sie trotzdem ziemlich angenehm einfach. Wegen Wassermangel sind die Duschen abgestellt. Nicht alle sind darüber amused. Vorbeigekommen sind hier aber mehrere Hundert, viele der TMBler sind noch ins Tal abgestiegen. Übrigens ist es ziemlich gut, dass ich diese TMB Hütten noch daheim gebucht habe. Viele, es kurzfristig machen wollten, haben Probleme und müssen blöde Etappenzuschnitte in Kauf nehmen.Die zwei Hausesel. Die sind völlig frei im Gebiet und total zutraulich, die freuen sich über jedes Kraulen auf der Stirn.
Hier im Schuhraum ist es einigermaßen kühl. Das sind übrigens meine Schuhe auf dem Regal 😀
Auf der riesigen Liegewiese ist Sonnenbaden angesagt, nur der zugehörige See fehlt. Hier geht’s morgen weiter für mich, auf dem GR5, und – juhuuu – weg vom TMB. Wahrscheinlich sind trotzdem noch eher viele Leute unterwegs, ein paar von ihnen kenne ich schon, und die Ausmaße werden mit Sicherheit besser. Und Rennerles mach ich morgen auch nicht. Dafür ist die Strecke morgen zu lang.
Ich bin zwar grad in Frankreich, aber Cora hat mir gerade den Spruch zum Tag auf italienisch geliefert: